Still ruht der See – aber nicht mehr lange
Sportler der Kanurenngemeinschaft Schwerin bereiten sich auf neue Saison vor
Das teilweise ziemlich kalte Wetter lädt noch nicht wirklich dazu ein, ins Kanu zu steigen. Deshalb trainieren die Aktiven der Schweriner Kanurenngemeinschaft (KRG) aktuell an Land. Mit Boden unter den Füßen lassen sich Fitness, Balancevermögen und Ausdauer gut verbessern. Für die weitere Entwicklung der Kanurenngemeinschaft hat sich der Vorstand viel vorgenommen. Er möchte vor allem Kinder von der Leidenschaft auf dem Wasser begeistern. Denn dort sind die Sportler am liebsten aktiv. Sie warten sehnsüchtig darauf, ihre Kräfte zu messen. Der letzte Wettkampf liegt schon einige Zeit zurück. Die Schweriner hatten dazu Gleichgesinnte aus befreundeten Vereinen des Landes zum Kanu-Mehrkampf auf das Vereinsgelände am Faulen See eingeladen.
Silas Prestin trat dabei für seinen Verein, den Gastgeber an. Der athletische Zwölfjährige betreibt seit fast zwei Jahren den Sport im Canadier. „Das macht mir viel Spaß. Ich lerne immer mehr dazu, erlange zusätzliche Sicherheit und mache Fortschritte“, sagt der junge Schweriner. Die werden durchaus honoriert: mit neuen Booten und natürlich Erfolgen bei den Wettbewerben. Als Dritter konnte Silas den Kanu-Mehrkampf innerhalb seiner Altersklasse beenden. Dabei war das Teilnehmerfeld mit insgesamt rund 60 Kindern und Jugendlichen nicht gerade klein. „Wir nehmen jede Chance, uns im Wettkampf zu vergleichen, gern mit“, sagte Malte Reihwald, Trainer beim Rostocker Kanu Club. Sechs seiner Schützlinge waren ebenfalls am Start. „Wir freuen uns, andere Kanusportler zu sehen, neue Erfahrungen zu sammeln und kommen gern zur Kanurenngemeinschaft Schwerin, die über einen sehr schönen Standort und beste Bedingungen verfügt. Der Mehrkampf 2023 steht bereits in unserem Kalender.“ Malte Reihwald sieht insbesondere in der Kombination aus Paddeln und Laufen beim Mehrkampf eine Option, die Vielseitigkeit seiner Schützlinge zu fördern. Und genau diesen Aspekt hebt auch Guido Steitzer hervor. „Wir haben diese Wettkampfform vor einigen Jahren etabliert und im vergangenen Jahr wiederbelebt“, sagt er als Vorstandsmitglied bei der KRG. Die Zwölfjährigen sind drei Kilometer gepaddelt und anschließend eine Runde um den Faulen See (ca. 3,8 km) gelaufen. Die Älteren sind bis zu elf Kilometer gepaddelt und dann auch die Seerunde gelaufen. Der Unterschied bestand aber darin, dass nach der halben Paddelstrecke gelaufen wurde und somit Paddeln, Laufen und wieder Paddeln auf dem Programm standen.
„Die Kombination auf dem Wasser und an Land ist schon eine echte Hausnummer. Zu den beiden Disziplinen gehören ja auch Konzentration und geübte Abläufe beim Wechsel“, blickt Silas auf den Wettkampf zurück. Das heißt: raus aus dem Kanu, Schwimmweste ausziehen, mit nassen Fingern die Laufschuhe überstreifen… Und das eigentlich im Alleingang, wenngleich Trainer und Helfer die Sachen aufnehmen und anfeuern, wenn die Sportler in die Laufrunde starten. „Bei anderen Wettbewerben fährt man auch zu zweit und bildet ein Team“, erklärt Silas. Er und seine Trainingskameraden hatten schon bei einem Wettbewerb in Neustrelitz gezeigt, dass sie sich deutlich weiterentwickelt haben.
„Die zurückliegenden beiden Jahre haben dennoch Spuren hinterlassen. Durch die Folgen der Pandemie gelang es nicht wie gewünscht, die Werbetrommel für unseren Sport zu rühren. Training und Wettkämpfe waren zum Teil erheblich eingeschränkt“, resümiert Michael Zachrau. Er ist ein Urgestein in der KRG und seit 27 Jahren als Trainer aktiv. Im Jahr 2022 fanden dann einige Interessierte den Weg zu den Wassersportlern. In sehr kleinen Gruppen betreiben Kinder und Jugendliche den Kanusport derzeit, die Kapazitäten geben allerdings mehr her. Michael Zachrau sieht verschiedene Gründe, warum es immer schwieriger wird, junge Menschen für die durchaus fordernde Sportart zu begeistern. „Zum einen spüren wir, dass vielen Kindern koordinative Fähigkeiten fehlen. Sie müssen erst einmal an ihrer Beweglichkeit arbeiten, bevor es mit dem eigentlichen Training losgeht. Auch der zeitliche Faktor spielt zunehmend eine Rolle und schränkt die Kids ein, aktiv Sport zu treiben.“ Das findet der 59-Jährige sehr schade. Er paddelt schon seit fünf Jahrzehnten und wirbt begeistert für seine Leidenschaft. „Wer einmal das Paddel in der Hand hat, legt es nicht wieder weg. Sich ein Boot zu schnappen und raus aufs Wasser zu fahren – das geht fast immer. Jeder kann seine Belastung selbst steuern und die Ruhe in der Natur genießen. Das ist ein wunderbarer Ausgleich zum Alltag.“
Das Training selbst ist vielseitig. Paddeln, laufen, Krafttraining, auch mal Fußball spielen, Aktivitäten in einem tollen Team und ein schönes Vereinsleben sind Argumente, die auch Guido Steitzer gern aufgreift, um Kanu-Nachwuchs zu gewinnen. „Die einzige Voraussetzung besteht darin, schwimmen zu können. Fitness und Erfahrungen mit dem Boot kommen dann von ganz allein dazu, wenn Kinder den Kanusport für sich entdeckt haben“, weiß der 50-Jährige. Das Kräftemessen mit anderen fördert den Teamgeist und bringt die jungen Sportler voran. Deshalb planen die Verantwortlichen bereits Wettbewerbe für die neue Saison und hoffen auf teilnehmerstarke Neuauflagen des Mehrkampfs. Dann ist auch Silas Prestin wieder dabei. Gern mit neuen Vereinskameraden, die sich bei der KRG einfach melden können. Viele Schweriner haben das Kleinod am Faulen See in den zurückliegenden Jahren kennengelernt: beim Training für die Schulmeisterschaften.
Die Kanurenngemeinschaft Schwerin erzielte seit Vereinsgründung im Jahr 1990 eine Reihe von Erfolgen. „Plätze auf allen Stufen des Siegerpodestes bei deutschen Meisterschaften gehörten im Kanurennsport jahrelang dazu. Die Verantwortlichen im Verein und junge Sportler wie Silas wünschen sich, dass auch in Zukunft mehr Kinder und Jugendliche die besondere Sportart für sich entdecken. Wer Interesse hat, kann einfach mal vorbeikommen. Ab Mai sind die Aktiven wieder regelmäßig auf ihrem Vereinsgelände am Faulen See und auf dem Wasser anzutreffen.
Barbara Arndt
Fotos: Barbara Arndt